Tag 31. Das Hotel zum Schrägen Gast …

17. November 2023

… und zum indifferenten Personal. Beim Servicepersonal bestellte der Reisebegleiter heute morgen ein gekochtes Ei. Nach gut einer Viertelstunde kam die Serviceperson ohne Ei, aber mit der Nachricht, selbiges käme gleich. Nach weiteren gut 10 Minuten beschloss der Reisebegleiter, sein Frühstück ohne Ei zu beenden. Wir gingen und sahen im Vorbeigehen in der Küche den vermeintlichen Eierkoch auf einem Hocker sitzend ins Mobiltelefon starren, blind und taub für alles um sich herum.

Ein Teil der Gäste schien sich in einer Art Limbo zu befinden – sie saßen den ganzen Tag am Pool und warteten auf etwas, wovon sie selbst nicht wussten, was es sein könnte. Sie wirkten gestrandet – nicht zu Hause, aber auch sonst nirgendwo angekommen. Sie kann man immerhin bedauern. Es gab aber auch ein paar Gäste, die mir unangenehm auffielen.

Da war der Alt-Hippie mit Zauselhaar und Zauselbart, was mir im Prinzip egal gewesen wäre, wenn die Zauseligkeit nicht Ausdruck ausgeprägter Ungepflegtheit gewesen wäre. Ich habe nicht gern Tischnachbarn mit starkem Körpergeruch.

Da war die ungeheuer laute deutsche Familie. In solchen Fällen neige ich eigentlich dazu, ins Inkognito überzugehen und so zu tun, als verstünde ich nichts. Bei einer Begegnung am Büffet mit der Familienfrau rutschte mir dann aber doch eine Bemerkung heraus. Sie ging zum Toaster, fasste eine Scheibe Toast an, das Ergebnis gefiel ihr nicht. Die weiteren vorhandenen fünf oder sechs Scheiben Toast wurden ebenfalls von ihr in die Hand genommen und wieder hingelegt mit der lauten und schneidenden Bemerkung „das ist nicht frisch, das esse ich nicht!“ Woraufhin ich sagte: „Und sonst auch niemand, nachdem Sie jetzt alles angetatscht haben.“

Waren die Gäste so schräg, weil das Hotelpersonal so indifferent agierte? Oder war das Hotelpersonal indifferent, weil die Gäste so merkwürdig auftraten?

Nach dem eierlosen Frühstück machten wir uns auf zu einem Stadtrundgang. Wir spazierten am Präsidentenpalast vorbei bis zum Triumphbogen. Er ist offensichtlich dem in Paris nachempfunden – eigentlich erstaunlich, dass hier ausgerechnet die ehemalige Kolonialmacht kopiert wird, ist der Bogen doch offiziell zum Ruhme des Volkes der Sozialistischen Volksrepublik Laos errichtet worden. Inoffiziell, im Volksmund, heißt er „Denkmal für die Verschwendung von Staatsfinanzen“.

Anschließend besuchten wir die älteste Stupa in Vientiane, und damit waren wir auch schon am Ende der fußläufig erreichbaren Sehenswürdigkeiten. In einem Reiseführer hatte ich gelesen, Vientiane sei eine Hauptstadt mit verschlafenem Charme. Das mit dem „Verschlafen“ unterschreibe ich, nach dem Charme suche ich noch.

Den Nachmittag verbrachten wir am Pool mit Schwimmen und Schräggastbeobachtung.

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