Tag 15. Rund um Battambang

01. November 2023

Ausflugstag. Jeder Tuk-Tuk-Fahrer hat ein laminiertes, bebildertes Blatt im Fahrzeug, auf dem Sehenswürdigkeiten angepriesen werden. Rundtouren sind für einen Festpreis zu buchen. Das ist vorteilhaft, weil man nicht jedes Mal neu mit einem Fahrer über den Preis für den nächsten Abschnitt der Tour verhandeln muss. Wenn man Glück hat, sprechen die Fahrer recht gut Englisch und erzählen Wissenswertes über die einzelnen Stationen der Tour.

Unser Fahrer versprach den Besuch der Ek Phnom Pagode mit einem riesigen sitzenden Buddha, des Bamboo Train, der Killing Cave und der Bat Cave. Was er vorher nicht sagte: dass wir bei verschiedenen kleinen Gewerbebetrieben stoppen würden und uns angucken konnten, wie Reisnudeln hergestellt werden, wie „Sticky Rice in Bamboo“ gemacht wird und wie eine ländliche Pilzzucht aussieht. Das waren interessante Einblicke.

Nach der Mittagspause im Hotel ging’s zum Bamboo Train, wie er von Touristen genannt wird. Bei den Einheimischen heisst er „Norry“.

Als 2009 aller Schienenverkehr in Kambodscha eingestellt wurde, brauchte die Dorfbevölkerung an der Strecke eine alternative Möglichkeit, ihre Erzeugnisse wie Reis und Gemüse auf den Markt zu bringen. Irgendwer kam auf die Idee, auf einen Metallrahmen eine Sitz- und Ladefläche aus Kanthölzern und Bambus zu montieren. Die Unterseite des Rahmens hat Halterungen, die über lose Achsen gestülpt werden. Eine der Achsen wird über einen kleinen Dieselmotor angetrieben. Fertig war der Bamboo Train. Begegneten sich zwei solcher Gefährte auf der Strecke, wurde der mit der leichteren Ladung entladen, Rahmen und Achsen von den Schienen gehoben und jenseits des Entgegenkommers wieder aufgebaut.

Seit 2019 gibt es wieder regulären Zugverkehr und der Bamboo Train hätte in Rente gehen können. Aber inzwischen hatte sich das Ding unter Touristen herumgesprochen, und so gibt es heute ein Schienenstück, das für eine halbstündige Fahrt (je 15 min hin und zurück) ausreicht.

Es war ausgesprochen spaßig, mit dieser laut knatternden Maschine durch die Landschaft zu sausen.

Die weitere Fahrt ging vorbei an der schon erwähnten Pilzzucht und dann über eine sehr schmale Hängebrücke über einen Fluss. So schmal, dass das Tuk-Tuk gerade eben zwischen die beiden Geländer passte. Wir mussten vor der Brücke aussteigen und sie zu Fuß überqueren, bevor der Tuk-Tuk-Fahrer sein Gefährt hinübermanövrierte.

Nächster Stopp: die Killing Cave. Hier sind wir wieder bei Pol Pot und seiner Schreckensherrschaft. In, oder besser: über, dieser Höhle wurden Hunderte Menschen ermordet. Frauen und Kinder stieß man durch ein Loch in der Höhlendecke, so dass sie zu Tode stürzten; die Männer wurden am Rande eines noch höher gelegenen Deckenlochs aufgereiht und erschossen. Ihre Leichen stürzten dann ebenfalls hinunter. Für den Fall, dass jemand den Sturz überlebt hätte, warf man noch einige Fackeln hinterher – der Ruß davon klebt immer noch auf den Höhlenwänden. Es ist noch heute grausam, das zu sehen. Ich bin gar nicht bis ganz hinunter in die Höhle gegangen – schon auf der Treppe ist die Athmosphäre so beklemmend und kalt, dass man froh ist, wieder nach oben gehen zu können. Die Killing Cave liegt recht hoch an einem Inselberg; man hat von dort eine schöne Aussicht auf die Ebene mit ihren Reisfeldern. Der Ausblick hilft dabei, wieder zu sich zu kommen. Der Ausblick und die spielenden Affen im nahen Tempel.

Letzter Programmpunkt des Tages war die Bat Cave. Jeden Abend in der Dämmerung fliegen die Fruchtfledermäuse aus der Höhle. Es ist ein richtiges Touristenspektakel, und nichtsdestotrotz sehr eindrucksvoll.

An der Straße vor der Höhle stehen lange Reihen Stühle, die Zuschauer sitzen da wie die Hühner auf der Stange. Fliegende Händler verkaufen Souvenirs, Getränke und Snacks; und alles wartet auf genau den Grad der Dämmerung, der die Fledermäuse aus der Höhle lockt.

Plötzlich sieht man ein graues Flirren, und dann wird es mehr und mehr. Angeblich fliegen jeden Abend 1 Million Tiere aus und kommen kurz vor der Morgendämmerung zurück.

Bei der Heimfahrt war es schon stockdunkel, was weder unseren Tuk-Tuk-Fahrer noch zahlreiche seiner Kollegen veranlasste, das Licht einzuschalten. Es gilt, was der Reisebegleiter so trocken sagte: „Eine Glühbirne hält schließlich viel länger, wenn sie nicht benutzt wird!“

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